REthinking: Law (bis Ausgabe 4/2023)
Datenmangel, Jura und XAI
Produziert das Rechtssystem genug Daten für die Entwicklung juristischer und erklärbarer künstlicher Intelligenz?

Datenmangel, Jura und XAI

Produziert das Rechtssystem genug Daten für die Entwicklung juristischer und erklärbarer künstlicher Intelligenz?

Tom Brägelmann

Jura ist schön, macht aber viel Arbeit. Kann künstliche Intelligenz (KI) diese Arbeit nicht endlich im Kern erleichtern (also nicht nur bei der Vorarbeit, etwa bei der Dokumenten-Strukturierung und Datenextraktion, für die es schon etliche gute Lösungen gibt)? Könnte KI z.B. Urteile und Klage-Schriftsätze entwerfen samt Zitaten, oder ordentlich und erschöpfend in Urteils- und Literaturdatenbanken eine Rechtsfrage ausrecherchieren, Fälle (vor-)subsumieren und perfekte Vertragsmuster nach dem jeweiligen Marktstandard erstellen?

Rechtsanwendung (d.h. Rechtserzeugung im Einzelfall) ist für juristisch tätige Menschen immer noch eine oft mühselige und repetitive Melange aus Erfahrung, Rechtskenntnis, Sachverhaltserforschung, Bemühung um Subsumtionslogik, sowie sorgsam gehüteten Formatvorlagen und Formularen. Das ist teuer für die Mandantschaft und kostet Zeit. Warum geht das nicht schneller, wenn man doch heute bei Netflix innerhalb von 60 bis 90 Sekunden den neuen